Ein Satz

…da fuhr er also vor. Ich war voller Vorfreude aber

auch gleichzeitig beunruhigt. Warum bestand er plötzlich darauf mich von zu

Hause abzuholen? Wir hatten doch verabredet, dass ich zu ihm nach Hause fahre.

Mit der U-Bahn. Wie fast üblich in einer Großstadt.

 

Mein Handy klingelt. Ich lese seinen Namen im

Display. Mein Herz schlägt drei Takte schneller. „Kommst du runter?“, fragt er.

Meine Antwort: „Ich bin sofort unten“. So schloss ich also ängstlich und

verunsichert die Haustür hinter mir zu und setzte mich ins Auto.

Da saß er. Mein Geliebter, mein Freund, mein Partner. Ich begrüßte ihn überschwänglich und wollte seinem deutlich bedrückten Gesichtsausdruck keine Bedeutung schenken.

 

Er schaute mich an. Nicht wie sonst, mit einem

Lächeln im Gesicht – nein, dieses Mal mit einem sichtlich gequälten Ausdruck in

den Augen. Ich war sofort verunsichert! Sollte mein Gefühl etwa recht behalten?! Was war bloß geschehen? Will er unsere Abendplanung umdisponieren und wir verbringen den Abend bei ihm zu Hause auf der Couch? Oder muss er doch nochmal für ein paar Stunden ins Büro?

Meine Gedanken fuhren Karussell.

 

Da saßen wir nun. Er bewegte seine Lippen, doch es

kamen keine Wörter raus. Eher so etwas wie ein Seufzen oder Stottern. Ich hörte

mein Herz rasen. Würde er mir nicht sofort sagen was los ist, würde ich binnen

drei Sekunden einen Herz-Kreislaufanfall erleiden, so mein Gefühl. Ich spürte

plötzlich wie in Überschallgeschwindigkeit Adrenalin durch meinen gesamten Blutkreislauf schoss. Sich einen Schuss mit einer Heroin-Spritze zu setzen, stelle ich mir vergleichbar vor. Er fuhr fort. „Ich habe solches Bauchweh“, sagte er. Ich schaute ihn

sichtlich irritiert an. „Schatz, dann lass uns doch sofort zur Apotheke fahren.

Wir besorgen dir etwas gegen deine Schmerzen und ich koch dir zu Hause einen

Tee. Alles wird wieder gut“, sagte ich in sanftem Ton.

 

Nichts würde wieder gut werden! Doch das wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

 

„Nein, ich habe nicht diese Art von Bauchschmerzen. Schau, das mit uns fühlt sich für mich nicht mehr richtig an. Ich stelle immer mehr fest, dass ich nicht der Mann sein kann, den du dir wünschst, und den du an deiner Seite brauchst. Wir müssen getrennte Wege gehen“.

 

Und plötzlich wurde alles um mich herum still. Kein Motorgeräusch, kein Vogelgezwitschern, kein Herzgeräusch. Alle sechs Sinne schienen sich in diesem Augenblick verabschiedet zu haben. Mir stockte der Atem. Schlagartig füllten sich meine Augen mit Tränen, meine Gliedmaßen erstarrten, und mein Bauch sendete Signale ans Gehirn, dass kotzen jetzt wirklich angebracht wäre.

 

So saßen wir zwei nun im Auto. Plötzlich ist alles anders. Plötzlich ist alles scheisse! Ich spürte Schmerzen, überall! Ich konnte nicht denken. Sämtliche kognitive Fähigkeiten schienen sich gegenwärtig verabschiedet zu haben. Dass dieses Gefühl in der darauf folgenden Zeit ein Dauerzustand sein würde, ahnte ich bis hierhin noch nicht.

 

Dass ein Hinweis auf Bauchschmerzen und ein gefühlter

Herzanfall mein Leben von Grund auf ändern würde, hätte ich bis hierhin nicht

für möglich gehalten.

 

Einmal Hölle und zurück – ich erzähl dir meine Geschichte.

 

Fortsetzung folgt!

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