You know my name, not my Story!

Du kennst meinen Namen, aber nicht meine Geschichte!

 

Das galt auch für die Rettungssanitäter und den Polizeibeamten, welche mich an einem warmen Sommerabend in die Notfallambulanz begleiteten.

 

Diagnose: F33.3

(Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen)

 

Die Schnittwunden am Unterarm bluteten und ich hatte die Befürchtung, dass ich an meinen Tränen ersticken könnte. Ich versuchte, mich zu beruhigen, doch es gelang mir nicht. Jeder Versuch, mich zu beschwichtigen, führte dazu, dass ich panisch nach Luft schnappte und das Weinen immer intensiver wurde. Ich spürte nun sehr deutlich, dass ich ohne Hilfe diesen Abend nicht überleben würde. Es fühlte sich wahrhaftig so an, als hätte ich den Verstand verloren. Als ob mich jeglicher gesunder Menschenverstand verlassen hätte und ich mir selbst – ohne himmlischen Beistand – überlassen sein würde.

 

Amnesie

 

Im Rettungswagen stellten mir die Einsatzkräfte noch viele weitere Fragen. Manche davon grenzten auch an Ironie. „Begleiten Sie gegenwertig suizidale Gedanken und wie geht es Ihnen?“, wurde ich mehrfach gefragt. Da meine Situation für Sarkasmus keinen Raum bot, sparte ich mir hierauf die Antworten. In der Notfallambulanz der Klinik für Psychiatrie angekommen, wurde ich von sehr freundlichem Personal begrüßt und an die diensthabende Assistenzärztin übergeben. Nach einer kurzen Anamnese wurde entschieden, dass ein Aufenthalt auf der geschützten Station der Psychiatrie ratsam wäre. Was diese Entscheidung für mich bedeutete, realisierte ich zunächst überhaupt nicht.

 

Zwei Pfleger des Krankenhauses baten mich, mich auf das freiliegende Bett vor mir zu legen. „Wir wechseln nun das Stockwerk“, hieß es.

Kaum hatte ich mich hingelegt, fühlte es sich an, als ob sich die Gänge drehen

würden. Dieses grelle Licht, dieser unverkennbare Klang der Automatiktüren, und dieser latente Gestank von Desinfektionsmittel gaben mir zusätzlich den Rest. Sie rollten mich mit meinem Bett durch die Gänge und hielten vor einer breiten, weißen Tür. Ich wurde gebeten aufzustehen und mich meiner Kleidung zu entledigen. Im Gegensatz überreichten sie mir ein Patientenhemd mit dezentem Muster. Es wurde sichergestellt, dass ich keine Gegenstände mit mir führte, mit denen ich mich hätte verletzen können.

 

Nun öffneten die Pfleger die geheimnisvolle breite, weiße Tür und schoben mich, samt meinem Bett in das Zimmer. Der Raum wirkte kühl und steril. Auf der rechten oberen Seite befand sich eine Videokamera. Ich war zu erschöpft, um noch weitere Eindrücke aufzunehmen, denn inzwischen war bereits ein neuer Morgen angebrochen.

 

Ich habe nur sehr wenige Stunden schlafen können, als mich um neun Uhr morgens der diensthabende Stationsarzt begrüßte. Auch er stellte mir Fragen zu meinem Wohlbefinden, meinen psychotischen Gedanken und zu meinen suizidalen Absichten.

 

Ich erinnere mich wie gestern: Ich blickte diesem Arzt nur fragend in die Augen, schüttelte mit dem Kopf und sagte nur „Ich verstehe nicht“.

 

Einmal Hölle und zurück – ich erzähl dir meine Geschichte.

Fortsetzung folgt!

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